von Christian Pötter
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11. April 2025
Wasserqualität und Tampern Wasser ist der oft unterschätzte Faktor bei Espresso. Es bildet das Lösungsmedium für die Kaffeearomen und beeinflusst sowohl Geschmack als auch die Technik (Maschinenpflege). Idealerweise verwendet man frisches, gefiltertes Wasser mit mittlerem Mineralgehalt. Ist das Wasser zu hart (hoher Kalkgehalt), lagern sich Mineralien als Kesselstein in der Maschine ab und können feine Leitungen und Ventile verstopfen – ganz abgesehen davon, dass sehr hartes Wasser zu einem flacheren, bitteren Geschmack beitragen kann. Ist das Wasser hingegen zu weich oder gar vollkommen enthärtet (z. B. reines destilliertes Wasser oder Osmosewasser), fehlt es an wichtigen Mineralien als Geschmacksträger, und die Extraktion verläuft unvollständig. Die Specialty Coffee Association empfiehlt einen Gesamthärtebereich ungefähr zwischen 35 und 85 ppm (CaCO₃) für optimales Kaffeewasser – also weder zu viel noch zu wenig gelöste Mineralstoffe. In diesem Bereich hat das Wasser genug „Kapazität“, um Aromen aus dem Kaffeepulver aufzunehmen, ohne jedoch schon mit Mineralien gesättigt zu sein. Praktisch heißt das: Ein einfacher Kohlefilter oder Tischfilter kann Chlor und Geruchsstoffe entfernen, und bei sehr hartem Leitungswasser sollte ein Teilenthärter zum Einsatz kommen. So stellt man sicher, dass das Wasser neutral im Geschmack ist und die feinen Nuancen des Espressos zur Geltung kommen – und man tut der Maschine etwas Gutes, indem man übermäßige Kalkbildung vermeidet. Ein weiterer Schlüssel zum perfekten Espresso ist die gleichmäßige Verteilung und Verdichtung des Kaffeepulvers im Sieb – kurz: Tampen. Nachdem die richtige Menge Kaffeemehl ins Sieb getragen und (idealerweise durch leichtes Klopfen oder Rütteln) gleichmäßig verteilt wurde, kommt der Tamper ins Spiel. Mit diesem stempelartigen Werkzeug wird das Kaffeemehl mit Druck zu einem kompakten Puck gepresst. Ziel ist ein ebenmäßiges „Kaffeebett“ ohne Hohlräume, durch das das Wasser gleichmäßig hindurchgepresst wird. Warum ist das wichtig? Weil Wasser stets den Weg des geringsten Widerstands nimmt. Bleiben im Kaffeepuck luftige Stellen oder ungleichmäßig verdichtete Bereiche, wird dort das Wasser schneller hindurchschießen (Channeling) – jene Bereiche werden überextrahiert, während der Rest des Pucks unterextrahiert bleibt. Das Ergebnis wäre ein unausgewogener Espresso. Korrektes Tampern verhindert dies, indem es das Kaffeemehl zu einem homogenen „Kuchen“ komprimiert. Wieviel Druck man ausüben sollte, wird oft diskutiert. Früher hieß es, ~15 kg Anpressdruck seien optimal, doch wichtiger als absolute Zahlen sind Konsistenz und Technik. Man sollte mit geradem Tamper plan parallel zur Oberfläche drücken, so dass der Puck oben vollkommen eben ist – hierfür sind flache Tamper besser geeignet als gewölbte. Drückt man, bis das Pulver spürbar kompakt ist und der Tamper nicht weiter nachgibt, hat man genügend Druck angewendet. Mehr bringt keinen Vorteil: Ist der Puck maximal verdichtet, kann selbst größter Krafteinsatz ihn nicht weiter komprimieren – das Kaffeemehl ist dann so dicht gepackt, dass zusätzliche Kraft nur die Gefahr birgt, den Arm zu verspannen. Wichtig ist vielmehr, jedes Mal gleichmäßig zu tampen, um eine reproduzierbare Extraktion zu erzielen. Barista-Trainer empfehlen oft, genau bis zum Erreichen dieser maximalen Verdichtung zu drücken und dann aufzuhören. Hat man das verinnerlicht, wird Tampen zur Routine: eine gerade, feste Pressbewegung – nicht zu zaghaft, aber auch kein übermäßiges „Herquälen“. So vorbereitet, ist der Kaffeepuck optimal für die Extraktion gerüstet.